Enterprise Architektur (EA) ist sicherlich kein neues Thema, aber es wird immer wieder in Wellen en vogue. Kommt ein neuer CIO ins Unternehmen, möchte er sich einen Eindruck von den Prozessen und seiner IT machen. Da ist es schon einmal sehr hilfreich, wenn man dies in der Enterprise Architektur dokumentiert hat. So ist ihre zentrale Aufgabe das Alignment von Business und IT sowie die „Orchestrierung“ des Wandels vom heutigen Zustand in eine neue Zielarchitektur. Eine gute Enterprise Architektur in Verbindung mit einem guten Enterprise Architektur Management (EAM) schafft damit vielfältigen Nutzen:
Insofern kommt dem Enterprise Architekten als Owner der EA die zentrale Rolle zu, einen Überblick über die Business- und IT-Architektur des Unternehmens transparent darstellen zu können und ihren Wandel bei sich verändernden Unternehmens- und IT-Strategien aktiv zu begleiten. Dazu bedarf es neben einem tiefen Verständnis der Unternehmensstrategie und der Geschäftsprozesse einer umfangreichen Architekturerfahrung sowie eines guten Kommunikationstalentes, denn nicht immer ist jemand, der selbst keine operative Verantwortung trägt, akzeptiert in der Rolle des Gestalters. Die Stärkung der Rolle des Lead Enterprise Architekten im Unternehmen ist eine Top-Management Aufgabe. Nur so kann Er/Sie erfolgreich sein.
Wesentlich für den Erfolg ist auch, das Enterprise Architektur Management (EAM) methodisch gut zu untermauern, wofür sich die meisten Unternehmen an dem TOGAF Standard der Opengroup orientieren. Allerdings ist dieser Standard relativ generisch und muss auf die Unternehmensgröße und die eingesetzten Vorgehensweisen und Darstellungstechniken angepasst werden. Architekturen lassen sich ganz allgemein mit Diagrammen, Matrizen und Dokumenten (Standards, Prinzipien, Visionen) beschreiben. Die Kunst der EA besteht darin, sich auf solche zu beschränken, die vielfältig nutzbar, verständlich und für die verschiedenen Zielgruppen (Management, Fachbereiche, Projektteams) hilfreich für deren Entscheidungen sind. In der folgenden Grafik sind die gängigen Modelle der EA skizziert:
Die Business Architektur wird im Wesentlichen durch 3 Modelle beschrieben:
Üblicherweise arbeiten mit dem Enterprise Architekten mehrere Business Architekten zusammen, die diese 3 Modelle konsistent halten und sowohl den Ist-Zustand als auch den Zielzustand – angelehnt an die Unternehmensstrategie – modellieren.
Die IT-Architektur enthält üblicherweise ein paar mehr Modelle, weil sowohl Anwendungsarchitektur, Integrationsarchitektur, Datenarchitektur und Technische Architektur geeignet dargestellt werden müssen. Auch hier arbeitet der Enterprise Architekt mit verschiedenen Architekten für jeden Bereich zusammen und koordiniert diese. Die Anwendungslandkarte ist dabei das zentrale Diagramm, ermöglicht Sie doch ein Mapping von Business und IT und kann farblich eingefärbt, den Weg vom Ist- zum Zielzustand high-level deutlich machen. Ein IT-Masterplan zeigt auf, welche Projekte in welcher zeitlichen Reihenfolge zu diesem Zielzustand führen.
Der Lead Enterprise Architekt hat darauf zu achten, dass sich durch Transformationsprojekte die Ist-Architektur in Richtung der Ziel-Architektur bewegt. Hierfür definiert er neben den Modellen Prinzipien und Standards (wie z.B. Cloud First, End User Self Service usw.). Neue Strategien führen hier auch zu neuen Prinzipien. War in der Vergangenheit noch ein Architekturprinzip der „Vermeidung redundanter Datenhaltung“ gültig, so ist dies bei einer Cloud Strategie nicht durchsetzbar und muss durch effiziente Schnittstellentechnologie ersetzt werden.
Die Weiterentwicklung der Enterprise Architektur erfolgt im Rahmen von Transformationsprojekten, wobei aus der Enterprise Architektur hier zum einen strategische Projekte initiiert werden und zum anderen Standards und Vorgaben sowie wiederverwendbare Modelle kommen. Große Projekte (z.B. ERP-Einführungen) sind stets auch ein großer Fundus für Enterprise Architekten, bestimmte Lösungen zu generalisieren.
Soweit der kurze Einblick in das „Wozu und Wie?“ der Enterprise Architektur. Richtig angewandt und gut kommuniziert ist sie ein unverzichtbares Hilfsmittel für das Innovationsmanagement jedes Unternehmens, für Digitalisierungsinitiativen oder Homogenisierungen der IT-Landschaft, um nur einige Gründe zu nennen.
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Jutta Czerny-Kiene | 12.03.2021