Seit ca. 2015 setzt die KI zu einer Renaissance an. Befeuert wird diese zum einen durch die Großen im Internet (Google, Amazon, Facebook und Apple, kurz GAFA), die u.a. erfolgreich KI-basierte Sprachsysteme aufbauen und einsetzen, mit denen sie weiter die „Kundenschnittstelle“ ausbauen. Darüber hinaus versprechen sie, mit KI noch mehr Kunden- bzw. Anwendungswissen aus den über alle Branchen und Lebensbereiche gesammelten Daten herauszuholen. Gleichzeitig kaufen sie systematisch die hierfür benötigten Wissensträger auf und setzen damit alle potentiellen Mitbewerber und auch Hochschulen unter einen massiven Druck.
Ein ganz anderer Mitspieler ist China, der auf KI setzt, um sein politisches System zu stabilisieren und für seine Wirtschaft neue Marktchancen zu generieren. Mit China als Gegenspieler des angelsächsischen Weltverständnisses hat die KI eine weltpolitische Dimension und Emotionalisierung erreicht, in der vereinzelte Rufe nach Schulung von KI im Kindergarten aufkommen.
Vielleicht ist es auf den ersten Blick nicht gerade spektakulär, was zu dieser Renaissance der KI führt. Es ist die Kombination von einem Mehr an Daten und Rechenleistung.
Das lange Zeit noch fortwirkende Mooresche Gesetz hat die Rechenleistung gegenüber den achtziger Jahren erheblich vergrößert. Bedingt durch die Reduktion der Hardware ist diese Leistung lokal (z.B. Smartphone) und auch global (z.B. AWS Cloud) über gleichfalls immer leistungsfähigere Netzwerke in einem Umfang verfügbar, wie sie 1984 nur biologischen Systemen wie den Augen und den zugehörigen Hirnarealen vorbehalten gewesen ist. Gleichzeitig sinken die Kosten dramatisch. Neue Rechnerarchitekturen wie die Verwendung von Grafikprozessoren ermöglichen die parallele Verarbeitung der großen Datenmengen.
Das „Meer“ an Daten rührt unter anderem aus einer immer größeren Abdeckung der realen Welt durch IT Prozesse her.
1984 werden nur Teilbereiche eines Unternehmens, wie z.B. die Personalbuchhaltung, Buchhaltung, Maschinendatenerfassung, Lager und Produktion durch EDV unterstützt. Nur z.B. bei einem Panzer wie dem LEOPARD II werden die Drehmomente der Schrauben erfasst.
Heutzutage sind praktisch sämtliche Prozesse abbildbar und die Drehmomente sämtlicher Schrauben werden bei der Herstellung eines LKW‘s protokolliert. Treiber für die Erfassung der Daten sind sehr häufig Qualitätsanforderungen. Ermöglicht wird dieses durch die technologische Entwicklung der Speicher, in denen dieses „Meer an Daten“ abgelegt wird.
Führt die Pflicht zum Auslesen von Sensorik-Daten zu Umweltzwecken 1988 in Kalifornien zur Entwicklung des CAN-Bus für den PKW, so können Fahrzeuge heutzutage eine Vielzahl von Daten an die Hersteller übermitteln.
Was dem Fahrzeug recht ist, gilt für andere Produkte auch. So werden generell Produkte mit einer Vielzahl von Sensoren und Aktoren versehen und somit nicht nur „intelligent“, sondern ebenfalls zu sprudelnden Datenquellen des „Meeres“.
Teil 3 über das Verstehen und ein Gedankenexperiment erscheint in Kürze.
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Rüdiger Hannig | 16.12.2019