Die Einführung von S/4HANA ist auf jeden Fall weit mehr als ein rein technisches Projekt, sprich ein Projekt, das alle Fachbereiche maßgeblich betrifft. Dreh- und Angelpunkt für ein erfolgreiches Projekt ist mithin die intensive Einbindung von Top-Management und Fachbereichen!
Scoping-Vorprojekt
Es empfiehlt sich, ein Scoping-Vorprojekt mit den Fachbereichen durchzuführen – noch vor den Aktivitäten des SAP-Movement-Programms, mit dem der Kunde gemeinsam mit SAP oder einem Implementierer Wege zu S/4HANA und mögliche Realisierungen analysiert.
Im Vorprojekt sind unter anderem die folgenden Fragen zu beantworten:
Durchführung des eigentlichen S/4HANA-Projekts
Für den Kern des eigentlichen SAP-Projekts schlägt SAP eine Activate genannte Projektmethodik vor. Sie geht in sechs Schritten vor, der Vollständigkeit halber seien sie hier genannt: Discover, Prepare, Explore, Realize, Deploy, Run. Unternehmen, die eine S/4HANA-Einführung planen, sollten sich mit der Methode und ihrer Einbindung in unternehmensspezifische Projektmethodiken vorab vertraut machen.
Ein wichtiger Bestandteil von Activate – nebst Empfehlungen für die Vorgehensweise im Projekt – sind die sogenannten best practices: Für alle Geschäftsprozesse, die mit S/4HANA durchgeführt werden, schlägt SAP einen Standard vor. Im Laufe des Projekts wird analysiert, an welcher Stelle bestehende Geschäftsprozesse durch den Standard abgebildet werden können und an welcher Stelle Anpassungen vorgenommen werden müssen. Nachgerade banal zu schreiben: je mehr der Standard zum Tragen kommt, umso geringer die Kosten für Bau und Betrieb des Systems.
Von herausragender Bedeutung ist die erste Phase, Discover, in der die Unternehmung ihre Ziele und grundlegend den Weg dorthin definiert. Wiederum für den SAP-Teil bietet SAP allen Kunden mit Enterprise-Support kostenfrei das sogenannte Movement-Programm an: Mit verschiedenen Tools kann der SAP-ERP-Kunde sein(e) Bestandssysteme(e) auf S/4HANA-Fähigkeit untersuchen, Vorschläge für die Optimierung der kaufmännischen Fachbereiche sowie eine grobe Übersicht über Aufwände und die Projektlaufzeit aus Sicht der SAP erhalten.
Transition Paths
Ihr S/4HANA-System können Sie auf verschiedenen Wegen, sogenannten Transition Paths, einrichten. Der geneigte Leser mag bereits die Begriffe Greenfield, Brownfield oder andere Bezeichnungen aus dem Farbspektrum gehört bzw. gelesen haben. Im Wesentlichen bedeutet ja Greenfield „wir bauen ein neues System von Grund auf“ und Brownfield „wir migrieren die Bestandssysteme in das Zielsystem“.
Etwas detaillierter dargestellt: der Greenfield-Ansatz, im SAP-Sprachgebrauch New Implementation, wird in den oben genannten drei Ausprägungen angeboten, namentlich Any Premises, Cloud Essential Edition und Cloud Extended Edition. Im Brownfield-Ansatz gibt es zum einen die System Conversion, bei der ein System migriert wird, und die Landscape Transformation, in der mehrere Systeme, ggf. auch Schritt für Schritt, transformiert werden. Der Brownfield-Ansatz kann nicht gewählt werden, wenn das Zielsystem eine S/4HANA-Cloud-Lösung Essential oder Extended Edition ist – für diese Zielarchitektur ist immer der Weg über eine New Implementation vorgegeben.
Die folgende Tabelle fasst die im Blog vorgestellten Transition Paths und S/4HANA Zielarchitekturen zusammen:
S/4HANA Cloud – Essential Edition | S/4HANA Cloud – Extended Edition | S/4HANA – Any Premises | |
Geschäftsprozesse | Standardisiert, Core ERP-System | Flexibel, Erweitertes ERP-System | Anpassbar (Customizing), Erweitertes ERP |
Updates | 1/4jährlich | 1/2jährlich | Jährlich |
Total Cost of Ownership | Niedrig | Mittel | Am höchsten |
Lizenz | SaaS | SaaS | Produkt |
Governance durch | SAP | Vom Kunden beeinflusst | Vom Kunden beeinflusst |
Weg der Transition | Greenfield | Greenfield | Greenfield oder Brownfield |
Es gibt also, wie so häufig, viele Wege nach Rom. Den am besten geeigneten Weg zu identifizieren, ist eine Aufgabe, die die Verantwortlichen möglichst frühzeitig erledigen sollten.
Last but not Least
Nach mehreren aktuellen Studien verhalten sich viele Unternehmen noch abwartend. Ein Blogbeitrag, der im Juni 2020 veröffentlicht wird, muss ja nachgerade einen Hinweis auf CORONA enthalten, hier ist er: seit März wurden viele IT-Einführungsprojekte auf „on hold“ gesetzt, einige gar ganz gestrichen. Wir hoffen, dass etwa nach den Sommerferien „unser Land wieder angeworfen wird“, um die Werbung eines Kfz-Herstellers zu zitieren; dann sollte in vielen Projekten der Faden wieder aufgenommen werden. Wir empfehlen, mit dem Beginn der Überlegungen bzw. dem Fortführen der Vorbereitungen nicht zu lange abzuwarten: zumindest im Rahmen einer Voranalyse ist ein Scoping mit recht geringem Aufwand durchführbar, und es gibt frühzeitig wertvolle Erkenntnisse für die Definition Ihrer Strategie für die Digitale Transformation. Legen Sie los!
Bereits erschienen sind Teil 1: „Ihre Ist-Situation – Appetizer für S/4HANA“ sowie Teil 2: „Ziele und Scoping des S/4HANA-Projekts“.
Hinweise:
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| 20.07.2020