Digitalisierung als Treiber für neue Projektmethoden
Die Digitalisierung verändert Geschäftsmodelle und auch die Art, wie Projekte geplant und umgesetzt werden. Besonders in der IT bedeutet Transformation, dass Unternehmen mit hoher Komplexität umgehen und gleichzeitig Risiken minimieren müssen. Ein Ansatz, der sich dabei bewährt hat, ist der hybride Methodeneinsatz. Er verbindet die Stärken des klassischen Projektmanagements mit denen des agilen Arbeitens und schafft so eine Balance aus Struktur und Flexibilität. Klassische Methoden geben Sicherheit, wo präzise Planung, Risikosteuerung und Dokumentation erforderlich sind. Agile Methoden sorgen für Beweglichkeit, wenn sich Anforderungen ändern oder Innovationen gefragt sind. In Kombination entsteht ein Vorgehen, das sowohl Stabilität als auch Anpassungsfähigkeit bietet.
Wann hybride Methoden sinnvoll sind
Hybride Methoden sind besonders geeignet, wenn bestehende Systeme modernisiert werden und Stabilität nicht gefährdet werden darf. Bei solchen Brownfield-Projekten ist eine strukturierte Vorgehensweise unverzichtbar. Gleichzeitig kommt es darauf an, in einzelnen Phasen flexibel auf neue Erkenntnisse reagieren zu können. Klassische Elemente sorgen für Nachvollziehbarkeit, agile Elemente für Reaktionsfähigkeit. Auf diese Weise lassen sich Risiken minimieren, ohne die notwendige Geschwindigkeit und Innovationskraft zu verlieren.
Business Analyse als Fundament
Der erste Schritt ist immer eine fundierte Business Analyse. Sie legt den Grundstein für das Projekt, indem die Anforderungen erfasst und strukturiert dokumentiert werden. Das Lastenheft bildet hier das zentrale Dokument. In einem Release-Meeting werden die Inhalte vorgestellt, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis haben. Entscheidend ist, Anforderungen nicht nur zu sammeln, sondern sie auch visuell darzustellen und zu clustern. Dadurch lassen sich Missverständnisse frühzeitig vermeiden, und es entsteht ein klares Bild davon, wohin das Projekt führen soll. Diese Phase erfordert Gründlichkeit und Präzision, weil spätere Umsetzungen genau auf dieser Basis aufbauen.
Konzeption und Releaseplanung
Im Anschluss folgt die Konzeption und Releaseplanung. Hier wird aus den fachlichen Anforderungen eine tragfähige technische Architektur entwickelt. Besonders wichtig ist in dieser Phase das Pflichtenheft, das die fachlichen Prozesse detailliert beschreibt und die Grundlage für spätere Tests bildet. Das Umsetzungskonzept ergänzt dies auf technischer Ebene, bleibt aber stärker unterstützend. User Stories verknüpfen beide Ebenen und enthalten präzise Beschreibungen der geplanten Änderungen sowie klare Akzeptanzkriterien. Erst wenn diese Dokumente zwischen Fachbereich und IT abgestimmt sind, gilt die Konzeption als abgeschlossen. Damit dies gelingt, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, Architekten und Testern notwendig.
Die Releaseplanung stellt sicher, dass die Umsetzungen realistisch im Zeit- und Ressourcenrahmen liegen. Hier kommen Top-Down- und Bottom-Up-Ansätze zusammen. Von oben werden die übergeordneten Ziele und strategischen Leitplanken definiert. Von unten liefern die Entwickler und Tester konkrete Schätzungen, wie viel Zeit und Aufwand für die Umsetzung der einzelnen User Stories benötigt wird. Schätzmethoden wie Planning Poker helfen, unterschiedliche Einschätzungen abzugleichen und ein gemeinsames Verständnis für den Aufwand zu entwickeln. Ziel ist ein Plan, der ambitioniert und zugleich realistisch ist. Diese Mischung reduziert das Risiko von Verzögerungen erheblich.
Agile Umsetzung in Sprints
Sobald Konzeption und Releaseplanung abgeschlossen sind, beginnt die Umsetzung. Sie erfolgt agil in kurzen Sprints, die greifbare Zwischenergebnisse liefern. Jeder Sprint startet mit einem Kick-off, bei dem die User Stories im Detail vorgestellt werden. Alle Beteiligten müssen das gleiche Verständnis davon haben, was in dieser Iteration erreicht werden soll. Der Fortschritt wird durch regelmäßige Abstimmungen transparent gemacht. Offene Fragen müssen schnell beantwortet werden, um Blockaden im Entwicklungsprozess zu vermeiden. Dazu ist ein zentrales Dokumentationssystem hilfreich, in dem Klärungen gesammelt werden. Nach jedem Sprint stehen Demos, in denen die Ergebnisse vorgestellt und Feedback eingeholt wird. Durch diese enge Rückkopplung bleibt das Projekt kontinuierlich steuerbar und kann bei Bedarf rechtzeitig korrigiert werden.
Qualitätssicherung und Testmanagement
Parallel zur Umsetzung beginnt die Qualitätssicherung. Automatisierte Tests spielen dabei eine zentrale Rolle, weil sie frühzeitig Fehler sichtbar machen und die Stabilität sichern. Unit Tests prüfen einzelne Funktionen, Integrationstests die Zusammenarbeit verschiedener Module, Systemtests das Gesamtbild. Ergänzend werden Performance Tests durchgeführt, die sicherstellen, dass auch nicht-funktionale Anforderungen wie Reaktionszeiten oder Skalierbarkeit eingehalten werden. Quality Gates definieren klare Schwellenwerte, die erreicht sein müssen, bevor ein Projektabschnitt abgeschlossen wird. Das Defect Management folgt einem festen Ablauf: Fehler werden gemeldet, validiert, behoben und durch den Fachbereich geprüft. Wenn Anpassungen nötig sind, laufen diese über formale Change Requests, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Am Ende dieser Phase steht der User Acceptance Test, bei dem der Fachbereich oder der Kunde die Lösung in realistischen Szenarien überprüft. Oft sind mehrere Iterationen erforderlich, damit Fehler schrittweise behoben werden können und Sicherheit entsteht, bevor das System produktiv geht.
Go-Live und Hypercare
Mit dem Go-Live beginnt die Abschlussphase. Das System wird in die Produktionsumgebung überführt, und in der Hypercare-Phase steht es unter besonders intensiver Beobachtung. Monitoring-Tools überwachen die Performance in Echtzeit, sodass Engpässe oder Ausfälle schnell erkannt werden. Unerwartete Fehler, die trotz umfangreicher Tests auftreten, müssen unmittelbar behoben werden. Wo notwendig, stehen Fallback-Strategien bereit, um notfalls auf eine stabile Version zurückzukehren. Ein weiterer zentraler Bestandteil ist der Wissenstransfer an Anwender und Wartungsteams. Schulungen und Training on the Job stellen sicher, dass die neuen Funktionen verstanden und im Alltag genutzt werden können. Auch die Wartungsteams müssen frühzeitig eingebunden sein, um den Betrieb langfristig zu sichern. Ergänzend kann Coaching angeboten werden, damit die Übergabe nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch gelingt. Zum Abschluss empfiehlt es sich, eine Lessons Learned-Sitzung durchzuführen. Dort werden Stärken und Schwächen des Projekts dokumentiert, um künftige Vorhaben gezielt zu verbessern.
Der zentrale Gedanke hybrider Methoden ist die Verbindung von Struktur und Beweglichkeit. Klassische Elemente wie Lasten- und Pflichtenheft oder Releasepläne geben Orientierung und Nachvollziehbarkeit. Agile Elemente wie Sprints, Demos und Feedbackschleifen schaffen Flexibilität und Innovationsfähigkeit. Automatisierte Tests und strukturierte Qualitätssicherung sichern die Ergebnisse ab. Ein professionelles Defect Management sorgt dafür, dass Fehler systematisch behoben werden. Der User Acceptance Test bindet die Fachseite ein und stellt sicher, dass die Lösung in der Realität funktioniert. Schließlich führt die Hypercare-Phase mit Monitoring, schneller Fehlerbehebung und intensivem Wissenstransfer dazu, dass die Systeme nach dem Go-Live stabil und nachhaltig laufen. Wer digitale Transformation erfolgreich umsetzen will, braucht genau diesen hybriden Ansatz. Reine Planungsmodelle sind zu starr, reine agile Methoden zu unstrukturiert für große, komplexe Systeme. Erst die Kombination macht Transformation beherrschbar. Hybride Methoden schaffen eine gemeinsame Sprache für Fachbereich, IT und Management. Sie sorgen dafür, dass Risiken beherrscht, Anforderungen umgesetzt und Systeme stabil betrieben werden können. Damit wird Transformation nicht zu einem Sprung ins Ungewisse, sondern zu einem gesteuerten Prozess, der Unternehmen handlungsfähig macht und Innovation ermöglicht.
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Sebastian Kretzschmar | 03.09.2025