Was sich ändern muss, damit ich wieder CIO werden will
CIO / CDO

Serie: Was sich ändern muss, damit ich wieder CIO werden will

Teil 5: Wir lernen aus der Geschichte!

Als die ersten Abteilungsrechner von Digital (DEC) aufkamen, haben die Fachabteilungen „Hurra!“ geschrien, da sie sich von der vermeintlichen Knechtschaft der zentralen IT befreien und sich das Zeug an der zentralen IT vorbei kaufen konnten. Irgendwann wuchs es ihnen über den Kopf und man rief nach der zentralen IT. Dann kamen die PCs, dann die auf Excel und Access basierte und durch den End-User betriebene Anwendungsentwicklung, jetzt die unkontrollierte Nutzung von Cloud-Services an jedem Einkauf und der zentralen IT vorbei. Jedes Mal wieder das gleiche Theater! Einführungsprojekte von Standardsoftware sind ein immerwährendes Drama. In allen Unternehmen liegen reichhaltige Erfahrungen zu den Kosten zum Abweichen vor. Man weiß, dass man seine Organisation, seine Prozesse dem Standard anpassen muss, um zu einer kostengünstigen und wartbaren Lösung zu kommen. Trotzdem entarten diese Projekte immer wieder zu monströsen Eigenentwicklungsprojekten, die den Standard bis zur Unkenntlichkeit entstellen.

Selbst bei der Technologieentwicklung vergessen wir gerne die lessons learned. Wenn wir uns den heutigen Stand der Virtualisierungskonzepte anschauen, dann haben wir gut dreißig Jahre nach Einführung des PC diesem endlich wieder die altbekannten und doch eben wichtigen Managementkonzepte aus den guten alten Mainframezeiten übergestülpt. Was man jetzt endlich wieder zur Verfügung stellt, war die explizite Grundlage des Betriebssystems VM (Virtual Machine, von IBM in den 80ern)!

Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen und man fragt sich: Muss das sein? Vielleicht muss sich ja jedes Kind irgendwann mal am Herd die Finger verbrennen, wir übertreffen das: Wir verbrennen uns als Erwachsene immer wieder die Hände am gleichen Herd! Ein weiser IBM Kollege hat es vor langer Zeit auf den Punkt gebracht: „And with amused resignation they ever repeat, what they know will fail!“ Diese Wiederholung der immer gleichen Fehler macht auf Dauer müde und zynisch, weil es im Grunde so unnötig ist. Liegt ein Grund dafür in dem Hype, der gerade bei IT um den Generationenwechsel gemacht wird. Wenn man postuliert, dass das Leben in der Welt der Millennium Kids, der Generationen X,Y,Z (bald dann alpha, beta,, ..?) so vollkommen anders ist, entsteht eine Blockade, die das Übertragen von Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft verhindert.

Als alter Sack und nach einem langen Berufsleben in diesem Geschäft kann ich Ihnen versichern, dass sich an den grundlegenden Mustern des Versagens in unheimlich vielen (Software)-Projekten, bei IT Managementproblemen nicht sehr viel geändert hat. Die Protagonisten fahren immer wieder auf die gleiche Weise gegen die gleichen Bäume und wenn möglich, schalten Sie vorher noch ESP und Airbag aus und schnallen den Gurt ab!

Teil 6 „IT-Unternehmen lernen, selber mit IT-Innovation umzugehen!“ erscheint in Kürze.

Fragen, Feedback und Kommentare zu diesem Beitrag senden Sie bitte an r.janssen@acent.de

Rainer Janßen | 18.05.2018

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