Alles, was CIOs zur Enterprise Collaboration wissen müssen
Digitalisierung

Alles, was CIOs zur Enterprise Collaboration wissen müssen

Wenn Digitalisierung die Herausforderung ist – warum ist Vernetzung dann die Lösung?

Wenn Sie heute über die Herausforderungen der Digitalen Transformation lesen und hören, werden Ihnen die Management-Berater das Plattform-Lied von Uber oder AirBnB singen, Ihrem Management die Schreckgespenster Kodak und Nokia vor Augen halten und Ihnen empfehlen, jetzt – und zwar genau jetzt und das ist natürlich schon zu spät – Ihr Unternehmen umzubauen. Die VUCA Welt (volatility, uncertainty, complexity und ambiguity) sorgt für Disruption, die Lunte ist kurz, laut ist der Knall. Transformieren Sie jetzt!

Vernetzung. Offenheit. Transparenz. Agilität.

Wenn es denn so einfach wäre. Auch der frisch installierte CDO wird das Wunder nicht vollbringen, ist er doch allzu oft ein Feigenblatt, das verdecken soll, was eigentlich jeder sehen kann. Es krankt an den Strukturen, nicht an der Technologie. Es krankt an überkommenen tayloristischen Management-Methoden und nicht an den bösen Mitarbeitern, die nicht mitziehen.

Eine zentrale Erfahrung von Unternehmen wie Bosch oder Continental, also von Industrieunternehmen, die hierzulande frühzeitig mit dem „digitalen Umbau“ begonnen haben, ist die Erkenntnis, dass ohne Vernetzungs-Kompetenz und Vernetzungs-Möglichkeiten kein ernsthafter Wandel zu schaffen ist. Um die „Weisheit der Vielen“ anzuzapfen, muss man die Vielen erstmal zusammenbringen. Solange die Mitarbeiter aber, eng geführt von ihren Managern (ich sage bewusst nicht Führungskräften) in ihren Silos weder rechts noch links über den Tellerrand schauen können und dürfen, wird dieses Momentum nie erreicht.

„Keine Digitale Transformation ohne Enterprise Social Network. Null. Keine Chance“ stellt dann auch Harald Schirmer, Manager Digital Transformation & Change bei der Continental AG, fest (Link zu Twitter). Und auch bei Bosch gibt es die klare Erkenntnis: „The Enterprise Social Network will be the backbone of future organizations”. Und weitergedacht: Keine Organisation kann es sich in Zukunft leisten, ohne ein digitales zentrales Nervensystem, welches Wissen, Menschen, Dinge und Algorithmen zusammenbringt, das Unternehmen der Zukunft zu gestalten.

Also doch nur ein Tool, und wir kommen gut durch die Transformation? Mitnichten. Die Möglichkeit zu grenzenloser, selbstorganisierter Kommunikation und Zusammenarbeit ist die zentrale Voraussetzung, auf der viele weitere Initiativen aufsetzen können. Aber ein „Digital Workplace“ allein sorgt noch nicht für den Wandel in den Köpfen. Für den Wandel braucht es die Ausrichtung eines Maßnahmenkatalogs aus HR, IT und Kommunikation in den drei wesentlichen Handlungsfeldern, um den „digitalen Mindset“, also die Haltung der Menschen zu mehr Offenheit, Selbstorganisation und agilem Arbeiten zu entwickeln.

In vielen Unternehmen begann bisher der Wandel mit dem Toolset, zum Beispiel der Einführung neuer Kollaborationsplattformen. Wenn der Wandel dort endet, ändert sich nichts. Denn Mitarbeiter müssen befähigt werden, mit diesen Werkzeugen umzugehen. Der digitale Reifegrad in der Mitarbeiterschaft wird meist überschätzt. Sicher sind viele Mitarbeiter mittlerweile im Privatleben hochgerüstet und besser ausgestattet mit digitalen Werkzeugen als am seit Jahren todgesparten Arbeitsplatz. Aber das bedeutet noch nicht, dass der Umgang mit Werkzeugen, die virtuelle Zusammenarbeit, das Teilen von Informationen, das Folgen von Wissens-Trägern oder internen Influencern, das Taggen von Dokumenten oder die Nutzung von Chatbots ermöglichen, selbstverständlich ist. Hier müssen zahlreiche Maßnahmen einsetzen, die den Skillset der Mitarbeiter entwickeln, also deren Fähigkeit, mit Technologien umzugehen und diese effizient einzusetzen. Der CDO eines deutschen Mittelständlers erzählte mir, dass man in seinem Haus fleißig schicke Laptops verteilt hatte für die mobilen Wissensarbeiter. Als man merkte, dass dennoch kaum Informationen digital erfasst wurden, tat man das offensichtliche: Es wurden Kurse für das Zehnfinger-Schreibsystem angeboten. Gleiches gilt natürlich für den Umgang mit Smartphones und Tablets. Wir wollen, dass Mitarbeiter schnell und unkompliziert ihr Wissen teilen? Bringen wir Ihnen also bei, wie man mal schnell ein How-To-Video mit dem Smartphone dreht, schneidet und hochlädt. Wenn wir also wollen, dass Mitarbeiter ihr Wissen teilen, dann brauchen sie nicht nur ein Werkzeug, sondern sie müssen auch lernen es zu bedienen. Als einer der Gründe, warum Kollaborations-Plattformen scheitern, gilt daher nicht zu Unrecht: mangelndes Nutzertraining

Der sicherlich größte Brocken ist aber das Maßnahmenbündel, dass gemeinsam angepackt werden muss, um den neuen Mindset zu adressieren und an der Haltung der Menschen zu arbeiten. Wer offline nicht zusammenarbeiten will, der wird das online auch nicht tun. Wo Angst vor Konsequenzen droht, wird keiner sein Wissen teilen. Wo Silodenken vorherrscht, wird keine übergreifende Zusammenarbeit stattfinden. Weder mit Tool noch ohne Tool. Ein Vorleben durch die Führungskräfte ist essentiell, nur dann folgen die Mitarbeiter. Wer sich als Führungskraft nicht online an Ideenfindung und Problemlösung beteiligt und nicht sichtbar und präsent ist, wird kein Zeichen für die Kollegen setzen.

Wie diese Herausforderung anpacken? Eine klare Ansage des CEOs zum „New Way To Work“ mag helfen, reicht aber nicht. Die Wirkung verpufft schon meistens in der mittleren Führungsebene, und genau hier müssen oft aufwändige Coaching- und Mentoring-Programme ansetzen, um Ängste vor dem eigenen Bedeutungsverlust, der ohne Frage ganz real auf die mittleren Führungsebenen zukommt, zu nehmen und neue Perspektiven aufzuzeigen.

Viel wirksamer ist allerdings der Aufbau eines Netzwerkes von „digitalen Mitstreitern“: Finden Sie die Menschen im Unternehmen, die Lust an Neuem haben, die gerne Dinge ausprobieren und die den Wandel mitgestalten wollen. Auf allen Ebenen, unabhängig von Position oder Standort, gibt es Menschen, die mitgestalten wollen. Die Kunst: Diese Mitstreiter dürfen nicht ernannt werden, sie sollten sich selber bewerben um diese Rolle. Das Versprechen: Ihr gestaltet Euer Unternehmen in der digitalen Transformation. Dieses Netzwerk der Freiwilligen, die als Change Agents den digitalen Wandel treiben, kann die Idee der vernetzten, kollaborativen Organisation besser vorantreiben als jeder Vorstandsbeschluss. Die Change Agents, Botschafter, Multiplikatoren bekommen die digitalen Tools, werden befähigt, sie einzusetzen und den Einsatz zu vermitteln, und bekommen vom Vorstand den Freiraum, auf digitale Mission zu gehen, Anwendungsfälle für die neuen Technologien zu finden und die Ideen weiterzuverbreiten.

Kurzum: Wenn Sie Ihre Organisation zu einer wirklich vernetzten, offenen, kollaborativen Kultur führen wollen, bedenken Sie alle drei Ebenen: Toolset, Skillset und Mindset. Als CIO brauchen Sie dafür den Schulterschluss mit Human Ressources, aber sicher auch mit der Kommunikation. Nur gemeinsam ist das zu schaffen.

Fragen, Feedback und Kommentare zu diesem Beitrag senden Sie bitte an acent.marketing@acent.de

Alles, was CIOs zur Enterprise Collaboration wissen müssen | 11.04.2018

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